kongress klimawandel
und gesellschaftskritik

Panel 4 Psychologie der Klimakrise

Moderation: Katrin Henkelmann

samstag

09:00 – 13:00

Hörsaal 2

 

1

Lea Dohm

Psychologische Handlungshemmnisse in der Klimakrise und wie wir sie überwinden

Den meisten Menschen ist es heute sehr bewusst, vor was für einem großen, gemeinsamen Problem wir mit der Klimakrise stehen. Dennoch fällt es uns schwer, ins dringend erforderliche Handeln zu kommen. Wie können wir die psychologischen Hürden überwinden, und welche Handlungsmöglichkeiten sind machbar und erfolgversprechend? In diesem Vortrag gibt es einen einführenden Überblick über wesentliche Aspekte der Klimapsychologie sowie im Anschluss eine Möglichkeit zur Diskussion.

Lea Dohm

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2

Mareike Willems

Subjektivierung von Nachhaltigkeit aus dem Blickwinkel neoliberaler Gouvernementalität

„RETTE MIT DEO DEN REGENWALD!“ lautet die Werbeschrift eines Bio-Supermarktes (Biomarkt n.d.). Was hier explizit ausgedrückt wird, taucht in weniger direkter Form an vielen Stellen im heutigen Nachhaltigkeitsdiskurs auf: Das Individuum als Subjekt der Weltrettung. Häufig, aber nicht ausschließlich, in seiner Funktion als Konsument. Beispiele sind Nachhaltiger Konsum, CO2-Preise zur Steuerung des individuellen Kaufverhaltens und Ratschläge zur Integration nachhaltiger Ideale in den Lebensalltag wie Resilienz, Achtsamkeit oder das Zero-Waste Prinzip (vgl. Pritz 2018; Moisi 2020). Nachhaltigkeit wird also insofern subjektiviert, als dass es zur Aufgabe und Verantwortung eines Einzelnen wird, als auch „zum Handlungsproblem für das Subjekt im Umgang mit seinen subjektiven Ressourcen“ (Pritz 2018: 80).

Die zeitgenössischen Ideale und Praxis der Nachhaltigkeit könnten aus diesem Blickwinkel als eine weitere Facette der Selbstoptimierung und Regulierung verstanden werden. Doch inwiefern bilden Subjektivierungspraktiken der Nachhaltigkeit, Repliken solcher neoliberalen Subjektivierung? Kommt es zu Synergieeffekten oder kann Subjektivierung von Nachhaltigkeit auch zu einer Aufhebung neoliberaler Subjektivierung, wie zum Beispiel durch Achtsamkeit oder Selbstverpflegung, führen?

Zur Beantwortung dieser Fragen soll der Nachhaltigkeitsdiskurs hier aus dem Blickwinkel neoliberaler Gouvernementalität untersucht werden. Den theoretischen Rahmen bildet dabei Foucaults Konzept der Gouvernementalität und seine Skizze des „unternehmerisches Selbst“ als Referenzpunkt (Reckwitz 2020: 163). Den Gegenstand bilden dabei im Nachhaltigkeit assoziierte Instagram Beiträge, die mittels einer Wissenssoziologischen Diskursanalyse nach Keller (2011) interpretiert werden sollen.

Mareike Willems

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3

Hans-Joachim Busch

Wissen und Handeln sind - immer noch - zweierlei. Das Unbehagen in der Umweltkrise und Wege aus der Destruktivität des spätmodernen Subjekts

Allzu oft stoßen Warnungen vor und wissenschaftliche Einsichten zu ökologischen Schäden und deren weitreichenden Folgen immer noch auf taube Ohren. Wissen und Handeln angesichts der riesigen Umweltbedrohung klaffen auseinander. Das prometheische Prinzip rastlosen technischen und wirtschaftlichen Fortschritts ohne Rücksicht auf die Umwelt lässt sich nur sehr schwer aus den Köpfen der Menschen vertreiben. Um dies zu ändern, bedarf es eines grundlegend veränderten sozialpsychologischen Entwurfs unserer inneren Ausrichtung. Gegenstand dieses Beitrags ist folglich das Bewusstsein des Subjekts der spätmodernen Gesellschaft. Er steht in der Tradition der Sozialpsychologie der Kritischen Theorie und insbesondere deren zweiter Generation (Lorenzer, Horn). Ferner rekurriert er auf Freuds „Unbehagen in der Kultur“ und bezieht auch ethische Fragen ein (H. Jonas, H. Marcuse). Zum einen werden die für die fehlenden Konsequenzen aus den unleugbaren Umweltrisiken verantwortlichen psychischen Blockaden untersucht; zum anderen geht es um die Möglichkeiten ihrer Aufhebung, um eine innerlich stabile Motivation zu umweltbewusstem Handeln zu bewirken. Denn diese ist unerlässlich, soll es zu einer wirklichen Umkehr von uns einzelnen und der spätmodernen Gesellschaft in ihrer Gesamtheit kommen. Die psychischen Bedürfnisse dafür, das wird gezeigt, sind vorhanden. Sie können geweckt werden und vermögen, eine höhere psychische Gesundheit herbeizuführen. Es geht dabei auch um ein Beziehungsproblem: Eine neue Qualität der menschlichen Beziehung zur Umwelt ist der Schlüssel, um uns und kommenden Generationen eine gut verträgliche Welt zu bewahren.

 

Prof. Dr.

Hans-Joachim Busch

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