Gerhard Stapelfeldt
Es gibt keine Krise der Natur. Es gibt die Klima-Krise nicht – nicht in der Form, in der die Aktivisten von Fridays-for-Future und Extinction Rebellion gegenwärtig von einer Krise sprechen. Diese Kritiker fordern die Anerkennung der klimatischen Veränderungen als Krise, um durch diesen Begriff die Radikalität ihrer Forderungen zu unterstreichen, und drücken dadurch nur ihren gesellschaftlichen Analphabetismus und Konformismus aus.
Wenn Temperaturen langfristig steigen oder fallen, befindet sich die Natur nicht in einer Krise. Wenn Wälder sterben, wenn die Pegelstände von Flüssen und Meeren steigen oder fallen, befinden sich Wälder, Flüsse und Meere nicht in einer Krise. Eine Krise besteht erst dann, wenn Menschen durch den Versuch, die Natur zu beherrschen und dadurch ihr Leben zu sichern und ihre Lebensweise zu verbessern, Veränderungen in der Natur hervorbringen, die das menschliche Leben bedrohen: durch einen langfristigen Temperaturanstieg, Verwüstung von Ackerboden, Bodenerosion, Verfall der Agrarproduktion, Verknappung von Trinkwasser, Überschwemmung von Städten und Ländereien, verheerende Stürme, Waldbrände … Was als Krise der Natur erscheint, ist eine Krise der Gesellschaft, eine Krise der Politik-Ökonomie. Deshalb ist das, was als Klima-Krise bezeichnet wird, nicht durch die Methoden und Theorien der Naturwissenschaften zu erforschen, sondern ein Forschungsgegenstand der Gesellschaftstheorie und der Kritik der politischen Ökonomie. Deshalb kann die Überwindung der Klima-Krise nicht von einer „Klimarevolution“ (Neubauer, Repenning) erhofft werden, sondern von einer „sozialen Revolution“. Es gibt keine „Versöhnung der Menschheit mit der Natur“ ohne eine „Versöhnung der Menschheit … mit sich selbst.“ (Friedrich Engels)